Unser Treff im November 2017 war durch Vermittlung von Herrn Kühn (verst.), ehemals Landesvorsitzender Sachsen, Defibrillator (ICD) Deutschland e.V., geplant und letztlich auch durchgeführt worden.

Das übergeordnete Thema hieß: Notfalltag für Defi-Träger und Angehörige.

 

 

 

In einem ersten Teil vermittelte uns Herr Dr. med. Stefan Ulbrich vom Herzzentrum Dresden wichtige und interessante Gesichtspunkte unter dem Titel: „Wie verhalte ich mich als Defi-Träger nach einer oder mehreren Therapieabgaben sowie Störmeldungen“. Als Mitarbeiter der Abt. Invasive Elektrophysiologie des Herzzentrums war er für dieses Thema prädestiniert.

 

Die Teilnehmer konnten nicht erst im Anschluss an seinen Vortrag, sondern direkt mittendrin Fragen stellen, sodass dies zu einem tiefgründigen und vielseitigen Gedankenaustausch geworden ist.

 

Herr Dr. Ulbrich erklärte zunächst noch einmal den Unterschied zwischen einem Herzschrittmacher und einem Defibrillator, der ein „besserer Herzschrittmacher“ ist. Auch das Ärzte-Schlagwort „Episoden“, welches oft beim Auslesen des Defis fällt, wurde noch einmal verdeutlicht. Die geplante Arbeitsweise bei einer Schockabgabe, nämlich dass der Patient diese gar nicht erleben sollte, weil der Schock erst abgegeben werden soll, wenn der Patient in eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit gefallen ist, bewies uns, dass einige Geräte offenbar nicht optimal eingestellt sind.  

 

Wichtiger Punkt war nochmals die Frage: Was sollte man tun, wenn der Defi ausgelöst hat? Dafür gab es in der Vergangenheit und auch in der erlebten Praxis unserer Gruppenmitglieder die verschiedensten Interpretationen.

 

Herr Dr. Ulbrich erklärte nochmals, dass bei einer Überstimulation der Defi seine eigentliche Arbeit verrichtet, d.h. „er kriegt sich selber wieder ein“. Bei einem bemerkten Schock sollte der Patient sich zeitnah im Krankenhaus vorstellen, aber ohne dringende Eile oder den Notarzt rufen zu müssen. Bei einem adäquaten Schock, also wenn der Patient eine kurze Bewusstlosigkeit erlebt hat, sollte eine sofortige Vorstellung im Krankenhaus erfolgen. Beide Fälle müssen abgeklärt werden, nur in unterschiedlicher Dringlichkeit. Meist sind Rhythmusstörungen die Ursache, deren Ursache wiederum gesucht werden muss.

 

Dabei wurde erhärtet, dass ein Schock für das Herz keinesfalls gefährlich ist, da unser Herz leidfähig und leistungsfähig ist.

 

 

 

Den zweiten Teil der Zusammenkunft gestaltete Herr Steffen Günther vom Medizinischen Notfallmanagement Dresden, der selbst seit knapp 30 Jahren Rettungssanitäter ist und auch Rettungssanitäter anleitet und schult.

 

Er berichtete sehr praxisnah über seine Erfahrungen als Rettungssanitäter und konnte auch Zahlen nennen, wie sich z.B. die Deutschen gegenüber den Amerikanern und Skandinaviern in Notfällen verhalten. Daraus resultierend unterscheiden sich auch die Zahlen der Überlebenden nach einem Kreislaufstillstand enorm. Auch die Verteilung von externen Defibrillatoren in diesen drei Regionen sowie konkret auch in Dresden konnte er vermitteln.

 

Interessant war für uns die Aussage, dass jeder Hausarzt und jede öffentliche Einrichtung eigentlich über einen Defi verfügen muss.

 

In Deutschland gibt es immer weniger Notärzte, dafür werden immer mehr Rettungssanitäter ausgebildet, die die vorbereitenden Aufgaben der Notärzte übernehmen. Er klärte uns intensiv darüber auf, wie sich der Erkenntnisstand verändert hat, was bei einem Notfall zu tun ist. Dabei haben sich die Prioriäten bei einer notwendigen Reanimation stark verändert.

 

Eine für uns neue und prägnante Aussage war, dass man nicht mehr beatmen soll, d.h. man rät dringend davon ab. Die Begründung leuchtete jedem ein. Eigentlich sollte diese Erkenntnis mehr Öffentlichkeit finden, da dies einigen Menschen die Entscheidung zu helfen erleichtern wird.

 

Unterstützt von Sichttafeln, die wir im Anschluss an jeden Teilnehmer unserer Gruppe verteilen konnten, erklärte Herr Günther noch einmal die wichtigsten Schritte zum Erkennen eines Kreislaufstillstandes und einer darauf folgenden Reanimation, im Kurztext:

 

1.   Prüfen (Lebenszeichen prüfen durch Ansprache, prüfen, ob Atmung erfolgt)

 

2.   Rufen (112 und weitere Helfer aus dem Umfeld),

 

3. Drücken (Herzdruckmassage, um Sauerstoffzufuhr in Hirn und Herz zu sichern, auch im Zweifelsfall; dies möglichst bis zum Eintreffen des Arztes oder eines Defibrillators; mindestens 500 Herzdruckmassagen)

 

 

 

Die Veranstaltung hat uns Gruppenmitgliedern sehr viel gegeben. Bei den meisten Teilnehmern waren die Erkenntnisse aus dem Sani-Kurs der Fahrschule teils verschüttet, teils veraltet. Eine Auffrischung, gerade für uns, war sehr wichtig. Alle gingen begeistert aus diesem Treffen nach Hause. Einige Gruppenmitglieder bedankten sich noch einmal telefonisch beim Gruppensprecher für die Vermittlung dieser tollen Veranstaltung. Sie hat uns allen sehr viel gegeben.